For Discussion: Die besten schottischen Brennereien

„Welcher Whisky ist der beste?“ Diese Frage bekomme ich immer wieder gestellt und lehne diese als solche freundlich ab, da es einfach verschiedene Situationen und Geschmäcker gibt, die eine eindeutige Antwort verhindern. Ebenso bin ich kein Freund solcher Listen im Allgemeinen, obwohl ich das Interesse daran verstehen kann. Schon die vereinfachte Frage nach den besten Destillen ist kaum zu beantworten.

Was früher galt, muss heute nicht mehr stimmen!

Nehmen wir die Springbank-Brennerei als Beispiel für den Problemgehalt der Frage: Dort wurde in den 1960ern vielleicht der beste Whisky der Welt gebrannt, heutzutage ist vom ehemaligen Glanz leider nur noch wenig übrig. Ebenso gibt es neben den vielen guten Abfüllungen auch ein paar Enttäuschungen aus dieser Zeit – diese nehmen bis in die Neuzeit zu, wobei aber auch immer wieder Topwhisky zwischen viel Durchschnittsware zu finden war. Somit besetzen Springbank-Whiskys die ganze Bewertungsskala – von exzellent bis enttäuschend.

Hinzu kommt auch noch, dass dort auch die Whiskys Longrow und Hazelburn hergestellt werden, die man aber irgendwie nicht getrennt von Springbank betrachten kann. Doch hier gelten völlig andere Bewertungen für die Jahrgänge wie bei Springbank. Auch Fassursprung und Vorbefüllung, Abfüllerrenommee sowie Chargenschwankungen und Alkoholstärke sind qualitativ entscheidend und eigentlich nicht zu vernachlässigen. All diese Faktoren machen es dem Laien sehr schwer, ein klares Bild über die generelle Qualität dieser Brennerei zu erhalten – und dies sei nur ein Beispiel für die Problematik solcher Bewertungen.

Dennoch würde ich gerne den diskutablen Versuch unternehmen, eine Bewertungsliste vorzunehmen. Aus oben genannten Gründen darf diese Liste aber nicht zu kompliziert sein. Sie soll dem Whiskyfan mit weniger Trinkerfahrung ein Leitfaden sein, der aber nie das eigene Verkosten ersetzen sollte.

Der versiertere Genießer wird mit dieser Vereinfachung nur begrenzt etwas anfangen können. Ihn interessieren eher einzelne Abfüllungen, die bisweilen Seltenheitswert haben können; Und es gibt es von jeder Destille natürlich positive und negative Ausnahmen. Somit sei der erfahrene Maltfan an die einschlägigen Webseiten oder Nachschlagewerke mit Bewertungen einzelner Abfüllungen verwiesen. Nichtsdestotrotz sind nicht alle Abfüllungen im Internet oder der Fachliteratur zu finden, weshalb eine solche vereinfachte Brennereiliste doch wieder einen Wert haben kann.

Meine Bewertungskriterien

Folgende drei Bewertungskriterien für eine gesamte Brennerei in abnehmender Wichtigkeit halte ich für sinnvoll:

  • durchschnittliche Qualität aller Abfüllungen (Standardabfüllungen sind dabei höher zu gewichten)
  • damit überlappend: Konsistenz (über verschiedene Jahrgänge, Fassarten und Chargen hinweg)
  • Unverwechselbarkeit des Charakters (die eigentliche Idee „Single Malt“ umsetzend)

Meine Bewertung gründet sich auf die ca. 2.500 Single Malts, die ich bisher verkosten durfte, dazu kommen die Gruppenresultate der Teilnehmer Hunderter Tastings, die ich veranstaltet oder besucht habe. Somit steht die Analyse zwar zahlenmäßig auf soliden Beinen, ist aber dennoch größtenteils subjektiv und nimmt keine allgemeine Gültigkeit in Anspruch.

In diesem Artikel möchte ich nur die drei Topgruppen vorstellen, die aus dem Abgleich der beiden Faktoren Qualität und Konsistenz hervorgegangen ist. Die Produkte dieser Brennereien sind in meinen Augen fast immer ein guter Griff für den Genießer. Bei den hier nicht genannten Brennereien lassen sich natürlich auch großartige Whiskys finden, in der Breite und Einzigartigkeit überzeugen diese Brennereien jedoch etwas weniger als die Spitzenklasse.

1) Exzellente Brennereien

  • Brora / Clynelish
  • Lagavulin
  • Laphroaig

2) Sehr gute Brennereien

  • Ardbeg
  • Auchentoshan
  • BenRiach
  • Bowmore
  • Caol Ila
  • GlenDronach
  • Glenfarclas
  • Glenglassaugh
  • Glen Grant
  • Highland Park
  • Lochside
  • Longmorn
  • Macallan
  • Port Ellen
  • Strathisla
  • Talisker

Diese Distilleries dürften die Spitze darstellen und sollte man unbedingt probieren. Die dritte Gruppe guter Brennereien, von denen nur wenige unbefriedigende Abfüllungen kursieren und im Gros sehr empfehlenswert sind, wären in meinen Augen:

  • Aberfeldy
  • Aberlour
  • Ardmore
  • Balblair
  • Balvenie
  • Ben Nevis
  • Bladnoch
  • Blair Athol
  • Bruichladdich (mit Port Charlotte und Octomore)
  • Bunnahabhain
  • Caperdonich
  • Cragganmore
  • Craigellachie
  • Dallas Dhu
  • Fettercairn
  • Glen Elgin
  • Glen Garioch
  • Glengoyne
  • Glen Grant
  • Glen Keith
  • Glenlivet
  • Glen Mhor
  • Glenmorangie
  • Glen Ord
  • Glenugie
  • Glenury Royal
  • Imperial
  • Inchgower
  • Jura
  • Kilchoman
  • Kilkerran
  • Linkwood
  • Lochnagar
  • Mannochmore (ohne Loch Dhu)
  • Millburn
  • Miltonduff
  • Mortlach
  • Oban
  • Old Pulteney
  • Rosebank
  • Scapa
  • Singleton (versch. Versionen)
  • Springbank (mit Longrow und Hazelburn)
  • Tobermory / Ledaig
  • Tomatin
  • Tomintoul
  • Tormore

Eine erfreulich lange Liste…die besonders interessanten Produzenten aus Sicht des Geschmacks habe ich dabei unterstrichen.

Meine Vorstellungen müssen sich nicht zwangsläufig mit Euren decken, dazu sind die „Geschmacksaufnahmewerkzeuge“ unterschiedlicher Menschen schon zu verschieden (darüber blogge ich ein andermal). Dies ist nur ein genereller Versuch,  den Dschungel für Neulinge zu lichten. Nach wie vor muss gelten:

Trink Dich selber schlau und vertraue Deinem eigenen Gaumen!

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